EINLADUNG
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Ausstellung »Neue Anfänge nach 1945?« setzt sich mit der Situation des Neuanfangs nach dem Krieg im Bereich der ehemaligen Nordelbischen Kirche auseinander. Dabei werden Kirchengemeinden, aber auch das Verhalten einzelner Menschen in den Blick genommen. Es zeigen sich tatsächliche Neuanfänge ebenso wie das Ausblenden realer Schuld.
Es brauchte Jahrzehnte bis insbesondere die norddeutschen Landeskirchen die Mitverantwortung, vor allem für den Mord an den europäischen Juden, öffentlich bekannten.
Zur Eröffnung laden wir Sie herzlich ein. Dr. Stephan Linck, Historiker und Studienleiter der Evangelische Akademie der Nordkirche, wird uns in die Ausstellung einführen. Es wird die Möglichkeit zum Gespräch bei einem kleinen Umtrunk geben.
Sabine Maehnert
Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Celle e.V.
Veranstalter:
Synagoge Celle in Kooperation mit der Evangelischen Akademie der Nordkirche
PROGRAMM
➜ Donnerstag, 15. Juli 2021 // 19.00 Uhr
Ausstellungseröffnung
Referent: Dr. Stephan Linck, Historiker, Hamburg
Veranstalter: Synagoge Celle in Kooperation mit der Evangelischen Akademie der Nordkirche
➜ Donnerstag, 12. August 2021 // Uhrzeit folgt
Christlicher Antisemitismus am Beispiel des Eisenacher »Entjudungsinstituts« 1939–45
Referent: Dr. Oliver Arnhold, Detmold
Ort: Synagoge Celle, Im Kreise 24
Am 6. Mai 1939 wurde mit einem Festakt auf der Wartburg in Eisenach das »Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einfusses auf das deutsche kirchliche Leben« auf der Grundlage einer Entschließung von elf evangelischen Landeskirchen gegründet. Das Institut war eng mit der Ideologie und Organisation der aus Thüringen stammenden Kirchenbewegung »Deutsche Christen« verbunden. Ziel dieser kirchenpolitischen Bewegung war es, den christlichen Glauben und die Institution der Kirche den Vorgaben der nationalsozialistischen Weltanschauung anzupassen. Die »Forschungsarbeiten« des kirchlichen »Entjudungsinstituts« dienten dazu, die Ausgrenzungs- und Verfolgungspolitik der nationalsozialistischen Machthaber gegenüber den Juden zu unterstützen und den Antisemitismus als Grundpfeiler der nationalsozialistischen Rasseideologie zu legitimieren.
Dr. Oliver Arnhold stellt in seinem Vortrag die Arbeit des kirchlichen »Entjudungsinstituts« vor und gibt Informationen zur Geschichte der Kirchenbewegung »Deutsche Christen« und ihrer führenden Vertreter. Ferner thematisiert er die Problematik christlicher Schuld während der NS-Zeit und lenkt dabei zugleich die Blickrichtung auf die Opfer dieser Geschichte.
Der Vortragende ist Studiendirektor am Christian-Dietrich-Grabbe-Gymnasium in Detmold, bildet als Fachleiter Referendare und Referendarinnen im Fach Evangelische Religionslehre aus und ist als Dozent für Religionspädagogik und kirchliche Zeitgeschichte an den Universitäten Bielefeld und Paderborn tätig.
➜ Mittwoch, 8. September 2021 // 19.00 Uhr
Der Neubeginn jüdischen Lebens in Deutschland nach Kriegsende
Referent: Dr. Thomas Rahe, Celle
Ort: Synagoge Celle, Im Kreise 24
Der Neubeginn jüdischen Lebens in Deutschland war eine unmittelbare Folge der Befreiung. Die Juden, die den Holocaust in den Konzentrationslagern, im Versteck oder als Flüchtlinge in der Sowjetunion überlebt hatten, lebten nun als »Displaced Persons« in Sammellagern auf deutschem Boden. Die meisten von ihnen stammten aus Osteuropa und sahen für sich nur außerhalb Europas, insbesondere in einem jüdischen Staat in Palästina, eine Zukunft. Die Mehrzahl der zurückgekehrten deutschen Juden dagegen wollte in Deutschland bleiben. Ihr Verhältnis zu den jüdischen DPs war daher auch von Spannungen geprägt.
Thomas Rahe skizziert in seinem Vortrag die charakteristischen Merkmale des Neubeginns jüdischen Lebens im Nachkriegsdeutschland in den ersten Jahren nach Kriegsende. Im Mittelpunkt steht dabei das DP-Camp Bergen-Belsen, das seit 1946 das größte jüdische DP-Camp in Europa war.
Dr. Thomas Rahe ist Historiker und katholischer Theologe. Seit 1987 ist er wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen.